Victor I. STOICHITA (n. 1949)

Kunsthistoriker. Er lehrt "Geschichte der Modernen und Zeitgenössischen Kunst" in der Universität Fribourg (Schweiz). Gebürtig in Rumänien mit spanischer Staatsbürgerschaft, studierte er an der Universität La Sapienza in Rom und promovierte dann an der Sorbonne in Paris. Diese multikulturellen und multilinguistischen Umstände haben möglicherweise dazu beigetragen, dass er sich vielfältigster theoretischer, kritischer und linguistischer Mittel bedient. Er hat das Feld der Problematik der Kunstwahrnehmung erweitert, indem er pluralistische Methoden der künstlerischen und visuellen Analyse oder Erfahrung einbezogen hat. Kunstgeschichte, Ästhetik, Anthropologie tragen dazu bei, die komplexe Dynamik von Dauerhaftigkeit und Transformation zu veranschaulichen und definieren die widersprüchliche Welt der Bilder. Die Funktionsweise des Bildes und der Vorstellungskraft sowie das Erinnerungsvermögen sind die zentralen Fragen seines Werkes.
In L’Instauration du tableau (1999; Das selbstbewusste Bild: Der Ursprung der Metamalerei) und in Brève histoire de l'ombre (2000; Eine kurze Geschichte des Schattens) widmet er sich Themen, wo der Ursprung des künstlerischen Phänomens mit weit ausgedehnten philosophischen und kulturellen Exkursen in Frage gestellt wird.
In Der Pygmalion Effekt. Trugbilder von Ovid bis Hitchcock (2008; Port. Übers. 2011) erzählt er die Geschichte eines zypriotischen Bildhauers und der Statue, die dieser schuf. Aus dem Pygmalion-Mythos leitet er eine Bildtheorie ab, die auf das Kino zuläuft. Sie beginnt bei Ovid, geht weiter über den Rosenroman, sowie Shakespeare, Gilles Deleuze, und die Barbiepuppe, und kommt bei Hitchcock schließlich zu sich. Diese Geschichte von Simulacra stellt eine wesentliche Dimension der abendländischen künstlerischen Praxis da, wo sich der Künstler einerseits selbstgetäuscht in das von ihm geschaffene Bild verliebt, andererseits damit die Logik der Mimesis zerstört und dabei das Prinzip der Entsprechung zwischen Original und Kopie entkräftigt. Tatsächlich existiert die Statue des Pygmalion auf eine andere Ebene, sie ist ein technisch-magisch-künstlerisches Objekt, welches das Begehren wirksam einfängt. Somit stellt sie ein Emblem der bildlichen Seite der Kunst da.
(JFF, VS, rIHA)

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